Sony World Photography Awards 2016: Iranischer Fotograf holt Gesamtsieg mit ergreifenden Porträts
Beim
weltgrößten Fotowettbewerb siegt Kirstin Schmitt aus Deutschland in der
Profi-Kategorie „Schnappschuss“. Der iranische Fotograf Asghar Khamseh
erhält den Titel „L’Iris d’Or Photographer of the Year“ und 25.000
US-Dollar Preisgeld für seine erschütternden Porträts der Opfer von
Säureanschlägen. Kei Nomiyama aus Japan bekommt den Titel „Open
Photographer of the Year“ für das beste Einzelbild. Für die Awards
wurden 230.103 Bilder aus 186 Ländern eingereicht. Ein neues
Rekordergebnis.
Berlin, 22. April 2016.
„Die gesamte Jury bewundert die Arbeiten des Fotografen des Jahres
sehr. Er lenkt den Fokus auf schreckliche Verbrechen“, sagt Dominique
Green, Jury-Vorsitzende für die Dokumentar-Kategorien. Unter anderem von
ihr wurde Asghar Khamseh aus den Gewinnern in den 14 Profi-Kategorien
als Gesamtsieger ausgewählt. Die Auszeichnung erhält er für seine
eindringliche Porträtserie „Fire of Hatred“, die den sozialen Kontext
von brutalen Säureanschlägen thematisiert. Khamseh erhält ein Preisgeld
in Höhe von 25.000 US-Dollar. Neben Khamseh wurden bei der
Galaveranstaltung in London auch die Gewinner und Finalisten in allen 14
Profi-Kategorien ausgezeichnet.
So
erhielt auch die deutsche Fotografin Kirstin Schmitt den ersten Preis
in der Profi-Kategorie „Schnappschuss“. Darüber hinaus würdigten die
Juroren die Arbeiten von drei weiteren deutschen Fotografen: Sandra Hoyn
wurde Zweite in der Profi-Kategorie „Alltagsleben“, Oliver Schwarzwald
errang in der Profi-Kategorie „Stillleben“ ebenfalls den zweiten Platz
und Stephan Zirwes wurde Dritter in der Profi-Kategorie „Architektur“.
Kirstin
Schmitt (geb. 1979 in Hessen) ist Dokumentarfilmerin, Kamerafrau und
Fotografin und arbeitet derzeit abwechselnd in Havanna und Berlin. Die
Juroren zeichneten sie für ihre fesselnde Fotoserie „Waiting for the
Candymen“ aus, die sich einer typisch kubanischen Eigenart widmet.
Schmitt beschreibt die preisgekrönte Fotoserie so: „Die Serie ist eine
Studie einer kubanischen Eigenart, eine Allegorie des Wartens: Warten
auf den richtigen Augenblick, Warten auf morgen, Warten auf jemanden,
der Erlösung bringt – vielleicht ...“ Zu ihrem Sieg sagte Schmitt: „Ich
freue mich sehr, dass ich die Jury mit meiner fotografischen Reise in
die Psyche Havannas überzeugen konnte. Diese Auszeichnung ist eine große
Ehre und eine Bestätigung meiner langjährigen Arbeit. Sie ermutigt mich
sehr, diesen Weg fortzusetzen. Vielen Dank! Es ist fantastisch, eine so
wichtige Auszeichnung zu erhalten!“
Zugleich
gab die World Photography Organisation auch den Gewinner des Titels
„Open Photographer of the Year“ bekannt: Die Auszeichnung ging an Kei
Nomiyama aus Japan, der bei der Gala ein Preisgeld von 5.000 US-Dollar
in Empfang nehmen konnte. Alle Gewinner der Sony World Photography
Awards erhalten zudem eine Digitalkamera-Ausrüstung von Sony.
Scott
Gray, CEO der World Photography Organisation, sagte zur Bekanntgabe der
Gewinner: „Die Awards bringen regelmäßig ein fantastisches Spektrum von
Arbeiten aus einer Vielzahl von Ländern hervor. Und was das Wichtigste
ist: Sie bieten Fotografen die Chance, entdeckt zu werden und beruflich
voranzukommen. Ich hoffe, dass die preisgekrönten Bilder in diesem Jahr
andere Fotografen dazu inspirieren werden, ihre kreativen Grenzen zu
sprengen, und dass sie zugleich die Wertschätzung der Fotografie beim
breiteren Publikum fördern.“
Die
Sony World Photography Awards würdigen alljährlich das Beste, was die
Fotografie weltweit zu bieten hat. Der Wettbewerb, an dem jeder Fotograf
kostenlos teilnehmen kann, hat in der Fotobranche großes Gewicht und
damit das Potenzial, die Karriere der preisgekrönten und vorausgewählten
Teilnehmer maßgeblich zu fördern.
„L’Iris D’Or Photographer of the Year” – Asghar Khamseh
Asghar
Khamseh, geboren 1963 in Teheran, ist Fotojournalist bei der „Mehr News
Agency“, Iran, die sich bei ihrer Arbeit vorwiegend auf soziale Themen
konzentriert. Seine preisgekrönte Fotoserie „Fire of Hatred“ lenkt den
Blick auf Opfer von Säureanschlägen. Diese beeindruckenden und zugleich
provozierenden Bilder stellen den sozialen Kontext dieses gewalttätigen
Verbrechens dar. Sie zeigen neben den körperlichen und psychischen
Schäden vor allem auch das gesellschaftliche Stigma und die
Schuldzuweisungen der Opfer, die meistens Frauen und Kinder sind.
Dominique Green, Jury-Vorsitzende für die Dokumentar-Kategorien, sagte
zu der Serie: „Entstellungen, die durch Gewalt verursacht wurden, sind
zweifellos ein schwieriges Motiv, doch eines, vor dem die lange
Tradition der Dokumentarfotografie nicht zurückschreckt. Asghar Khamsehs
beeindruckende Serie ‚Fire of Hatred’ versetzt den Betrachter in die
Lage, schonungslose, intime Bilder mit Einfühlungsvermögen und Respekt
anzusehen – so schwer ihr Anblick auch fallen mag –, sodass er vom
bloßen Zuschauer zum Zeugen wird.“
Sieger und Finalisten in den Profi-Kategorien
Die
Sieger in den sieben Dokumentar- und den sieben Kunst-Kategorien kommen
aus zehn Ländern. Erstmals hat in diesem Jahr ein Fotograf in zwei
Profi-Kategorien gleichzeitig gewonnen. Die Teilnehmer mussten eine
Bildserie zur Bewertung einreichen.
Kunst-Kategorien
- Architektur – Gewinnerin: Amélie Labourdette, Frankreich
2. Hui Zhang, China / 3. Stephan Zirwes, Deutschland
- Schnappschuss – Gewinnerin: Kirstin Schmitt, Deutschland
2. Nick Ng, Malaysia / 3. Andrea Rossato, Italien
- Konzept – Gewinner: Julien Mauve, Frankreich
2. Alejandro Beltran, Venezuela / 3. Barbaros Kayan, Türkei
- Landschaft – Gewinnerin: Maroesjka Lavigne, Belgien
2. Maoyuan Cui, China / 3. Stefan Schlumpf, Schweiz
- Porträt – Gewinner: Marcello Bonfanti, Italien
2. Fauzan Ijazah, Indonesien / 3. Rubén Salgado Escudero, Spanien
- Inszeniert – Gewinner: Alberto Alicata, Italien
2. Cristina Vatielli, Italien / 3. Kristoffer Eliassen, Norwegen
- Stillleben – Gewinner: Francesco Amorosino, Italien
2. Oliver Schwarzwald, Deutschland / 3. Hiroshi Watanabe, Japan
Dokumentar-Kategorien
- Kampagne – Gewinner: Jetmir Idrizi, Kosovo
2. David Chancellor, UK / 3. Antoine Repessé, Frankreich
- Zeitgenössische Themen – Gewinner: Asghar Khamseh, Iran
2. Kevin Frayer, Kanada / 3. Simona Ghizzoni, Italien
- Zeitgeschehen – Gewinner: Angelos Tzortzinis, Griechenland
2. Andrea & Magda, Italien / 3. Andrew Burton, USA
- Alltagsleben – Gewinner: Espen Rasmussen, Norwegen
2. Sandra Hoyn, Deutschland / 3. Stephanie Sinclair, USA
- Umwelt – Gewinner: Kevin Frayer, Kanada
2. Li Feng, China / 3. Lucy Nicholson, UK
- Menschen – Gewinner: Kevin Frayer, Kanada
2. Filippo Venturi, Italien / 3. Alessandro D'Angelo, Italien
- Sport – Gewinner: Nikolai Linares, Dänemark
2. Jens Juul, Dänemark / 3. Annick Donkers, Belgien
„Open Photographer of the Year” – Kei Nomiyama, Japan
Das
Foto „Enchanted Bamboo Forest“ von Kei Nomiyama wurde als das weltweit
beste Einzelbild ausgezeichnet. Die Auswahl traf eine Jury unter Vorsitz
von Jael Marschner, ehemalige Fotoredakteurin bei „Time Out London“,
„Sunday Times Travel“. Der Fotograf erhielt bei der Gala in London ein
Preisgeld in Höhe von 5.000 US-Dollar.
Dr.
Nomiyama, außerordentlicher Professor für Umweltchemie an der
Universität Ehime in Japan, ist ein passionierter Natur- und
Unterwasserfotograf. Sein preisgekröntes Bild ist in den Bergen der
Insel Shikoku entstanden und zeigt die Leuchtkäfer Luciola parvula zu
Beginn der Regensaison.
Der
Fotograf wurde aus den zehn Gewinnern in den offenen Kategorien
ausgewählt, die am 29. März bekannt gegeben worden waren. Am Offenen
Wettbewerb können alle Fotografen teilnehmen, die Bewertung erfolgt
anhand eines Einzelbilds.
„Youth Photographer of the Year” – Sam Delaware, USA
Eine
schöne Porträtaufnahme seiner Schwester brachte dem 18-jährigen Schüler
Sam Delaware den Titel „Youth Photographer of the Year“ ein. Delaware
ist in Freeport im US-Bundesstaat Maine geboren und besucht derzeit in
Angwin, Kalifornien, die Schule. Er hat sich das Fotografieren vom
zwölften Lebensjahr an selbst beigebracht. Als Teil seines Preises
erhielt er einen Flug nach London, um an der Galaveranstaltung
teilzunehmen.
Sam
Delawares prämiertes Bild wurde aus den Arbeiten der drei Gewinner in
den Jugendkategorien ausgewählt, die am 29. März bekannt gegeben worden
waren. Der Jugendwettbewerb steht allen Fotografen im Alter von zwölf
bis 19 Jahren offen.
„Student Focus Photographer of the Year” – Sofia Jern, Finnland
Sofia
Jern, 23, Studentin an der Novia University of Applied Sciences in
Finnland, holte sich den Titel „Student Focus Photographer of the Year“.
Sie konnte bei der Gala in London Foto-Equipment von Sony im Wert von
30.000 Euro für ihre Universität in Empfang nehmen. Jerns preisgekrönte
Arbeit verfolgt das Leben von „Glue Boys“, jungen männlichen
Drogenabhängigen in den Straßen von Kitale in Kenia.
Das
Student Focus Programm arbeitet weltweit mit mehr als 400
Ausbildungseinrichtungen zusammen, die Foto-Studiengänge anbieten, und
ist eines der international führenden Programme für Fotostudenten. Es
wird vom „British Journal of Photography“ unterstützt. www.worldphoto.org/student- focus
„Herausragende Leistungen für die Fotografie“ – RongRong & inri
Das
einflussreiche Fotografen-Ehepaar RongRong & inri, das die
zeitgenössische Fotografie in China und darüber hinaus stark geprägt
hat, nahm bei der Gala in London den Preis für „Herausragende Leistungen
für die Fotografie“ entgegen. Mit dieser Auszeichnung würdigte die
World Photography Organisation sowohl die künstlerische Leistung der
beiden Fotografen als auch den bedeutenden Einfluss, den sie auf die
Fotografie in Asien ausüben.
Die
Arbeiten von RongRong & inri spiegeln die intime Welt, die beide
gemeinsam geschaffen haben, und loten dabei die Grenzen traditioneller
Schwarzweiß-Fotografie und Dunkelkammer-Techniken neu aus. Darüber
hinaus haben die beiden Fotografen mit dem „Three Shadows Photography
Art Centre“ das erste Kunstzentrum in China gegründet, das sich der
zeitgenössischen Fotografie widmet. 2015 riefen sie in Partnerschaft mit
„Les Recontres d’Arles“ das „Jimei x Arles Photo Festival“ ins Leben.
Im
Rahmen der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards im Somerset
House wird erstmals in Europa eine größere Schau mit Werken von
RongRong & inri gezeigt, die die Karriere des Fotografen-Ehepaars
würdigt.
Frühere
Empfänger des Preises für „Herausragende Leistungen für die Fotografie“
sind Mary Ellen Mark, William Eggleston, Eve Arnold, Bruce Davidson,
Marc Riboud, William Klein, Elliott Erwitt und Phil Stern.
Ausstellung und Buch
Die
Arbeiten sämtlicher Gewinner und Shortlist-Kandidaten werden vom 22.
April bis 8. Mai im Somerset House in London zu sehen sein. Zudem
umfasst die Ausstellung eine Sonderschau zu Ehren der Empfänger des
Preises für „Herausragende Leistungen für die Fotografie“, RongRong
& inri.
Begleitend
zur Ausstellung erscheint ein Fotoband mit den preisgekrönten Arbeiten
sowie ausgewählten Bildern, die die Shortlist erreicht haben. Er ist auf
www.worldphoto.org zum Kauf erhältlich.
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