Die deutsche Fotografin Sandra Hoyn gewinnt bei den Sony World Photography Awards
SandraHoyn_Germany_ Professional_DailyLife_ courtesy of SWPA 2017_1
Mit
ihrer Bildserie „Das Verlangen der Anderen“ überzeugt Sandra Hoyn die
Jury des größten Foto-Wettbewerbs der Welt und sichert sich den ersten
Platz in der Profi-Kategorie „Alltag“. Insgesamt wurden rund 227.000
Fotos aus 183 Ländern eingereicht. Die Bilder der Preisträger werden vom
21. April bis 7. Mai 2017 in London und Ende des Jahres im Willy Brandt
Haus in Berlin ausgestellt.
Für
die Sony World Photography Awards 2017 hat sich die deutsche Fotografin
Sandra Hoyn kein leichtes Thema ausgesucht. Sie hat den Alltag der
Sexarbeiterinnen im Kandapara Bordell in Bangladesh dokumentiert.
Insgesamt leben und arbeiten dort rund 700 Frauen. Mit ihren
eindringlichen Bildern hat Sandra Hoyn sich den ersten Platz in der
Kategorie „Alltag“ gesichert.
Auf
den dritten Platz in der Kategorie „Landschaft“ hat es der deutsche
Fotograf Peter Franck geschafft. In den vergangenen Jahren haben seine
Bilder ihm bereits mehrfach zu einer Platzierung unter den Top 3 in
einer der Profi-Kategorien verholfen.
Zu
den Sony World Photography Awards 2017 wurden über 227.000 Bilder aus
183 Ländern eingereicht. Bei der feierlichen Gala am 20. April 2017 in
London sind Sandra Hoyn und Peter Franck für ihre Erfolge ausgezeichnet
worden. „Die Künstlerin ist vollständig in ihrer Geschichte
aufgegangen“, schwärmt Jury Mitglied Francoise Callier, Programmdirektor
des Angkor Photo Festival & Workshops. „Wenn ich ihre Bilder
betrachte, sehe ich, dass die Menschen, die sie fotografiert hat, gar
nicht mehr auf Kamera und Fotografin geachtet haben.“ Auf ihren Sieg
angesprochen, sagt Sandra Hoyn: „Es ist eine Ehre für mich, die
Kategorie ,Alltag‘ bei den Sony World Photography Awards gewonnen zu
haben. Das macht mich sehr glücklich. Die Sony World Photography Awards
haben eine weltweite Strahlkraft. Gerade dass meine Bilder überall auf
der Welt zu sehen sein werden, bedeutet mir viel. Auch wegen des Themas,
das ich fotografiert habe.“ Sexarbeiter gehörten zum normalen Leben
dazu, würden aber nicht wie normale Menschen behandelt. „Es ist gut,
wenn die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf dieses Thema gelenkt
wird. Die Lebensumstände der Menschen müssen sich unbedingt verbessern.
Überhaupt wahrzunehmen, dass es Sexarbeiter gibt, ist der erste Schritt
anzuerkennen, dass sie ein Recht auf ein normales Leben haben – wie
jeder andere auch“, so Sandra Hoyn.
Sandra
Hoyns Serie „Das Verlangen der Anderen“ ist derzeit im Sommerset House
in London zu sehen und im Bildband der Sony World Photography Awards
2017 zu finden. Ende des Jahres werden ihre Bilder auch im Willy Brandt
Haus in Berlin ausgestellt. Zudem kann sich Sandra Hoyn über eine neue
Foto-Ausrüstung von Sony freuen.
Die Fotografin Sandra Hoyn
Sandra
Hoyn arbeitet als unabhängige Fotojournalistin in Hamburg. Ihren
Abschluss in Fotografie hat sie 2005 an der Hamburger Fachhochschule
gemacht. Bei ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf soziale Themen, den
Umweltschutz und Geschichten rund um Menschenrechte.
Die Gewinner-Serie „Das Verlangen der Anderen“
Das
Kandapara Bordell im Tangail Distrikt ist das älteste und eins der
größten Bordelle in Bangladesh. Es wurde vor rund 200 Jahren eröffnet.
Im Jahr 2014 wurde es abgerissen und dann mit der Hilfe lokaler
Nichtregierungsorganisationen wieder aufgebaut. Das Gebiet rund um das
Bordell ist von einer rund zwei Meter hohen Mauer umgeben. An den
schmalen Straßen in seinem Inneren gibt es Essensläden, Tee-Shops und
Straßenverkäufer. Mehr als 700 Sexarbeiter leben und arbeiten dort mit
ihren Kindern und Bordellwirtinnen. Viele der Frauen wurden innerhalb
des Schutzes der Bordellmauern geboren. Ihre Kunden sind Polizisten,
Politiker, Farmer, Fischer, Fabrikarbeiter und Teenager.
Im
Bordell herrschen eigene Gesetze und Hierarchien, die sich vollständig
von den üblichen Regeln unterscheiden. Die kritischste Phase für junge
neue Sexarbeiter ist der Moment, in dem sie im Bordell anfangen zu
arbeiten. Sie werden dann „Bonded Girls“ genannt. Offiziell müssen
Sexarbeiter im Bordell mindestens 18 Jahre alt sein. Die meisten sind
jedoch deutlich jünger. Normalerweise zwölf bis 14 Jahre alt. Sie
genießen keine Rechte und haben keine Freiheiten. Sie gehören der
Bordellwirtin und haben Schulden. Deshalb dürfen sie das Bordell weder
verlassen noch ihr Geld behalten. Sobald die Schulden abbezahlt sind,
dürfen sie gehen. Obwohl Prostitution innerhalb der Schutzmauern
offiziell seit dem Jahr 2000 erlaubt ist, werden die Frauen außerhalb
ihres Zuhauses stigmatisiert. Deshalb entscheiden sie sich meist dafür,
im Bordell zu bleiben und ihre Familien mit ihren Einnahmen zu
unterstützen.
Peter Franck, dritter Platz in der Kategorie „Landschaft“
Peter
Franck aus Stuttgart arbeitet bereits seit über 20 Jahren als Fotograf.
Beeinflusst von der Malerei hat Peter Franck bereits mehrfach an den
Sony World Photography Awards teilgenommen und sogar schon den ersten
Platz belegt. Seine Werke werden international ausgestellt und
veröffentlicht.
Die Sony World Photography Awards & Martin Parr Ausstellung
Sandra
Hoyns und Peter Francks Fotos werden vom 21. April 2017 bis zum 7. Mai
2017 genauso wie die Fotos der Shortlist Fotografen der
Profi-Kategorien, des Offenen, des Jugend und des „Student Focus“
Wettbewerbs im Summerset House in London zu sehen sein. Ende des Jahres
werden die Bilder im Willy Brandt Haus in Berlin ausgestellt.
Zur
großen Ausstellung in London gehören zudem noch selten ausgestellte
Fotos von Martin Parr, der den Preis für seine herausragenden Leistungen
für die Fotografie bei den diesjährigen Sony World Photography Awards
gewonnen hat.
Sony World Photography Awards 2017: 227.596 Einsendungen aus 183 Ländern
Die
Sony World Photography Awards feiern in diesem Jahr ihr zehnjähriges
Bestehen. Die World Photography Organisation in Partnerschaft mit ihrem
Sponsor Sony hat sich zur Aufgabe gemacht, langfristig die besten
Arbeiten der zeitgenössischen Fotografie auszuzeichnen.
Die Gewinner der Profi-Kategorien 2017 sind:
Architektur – Dongni (China)
Konzept – Sabine Cattaneo (Schweiz)
Zeitgenössische Themen – Tasneem Alsultan (Saudi Arabien)
Zeitgeschehen & Nachrichten – Alessio Romenzi (Italien)
Alltag – Sandra Hoyn (Deutschland)
Landschaft – Frederik Buyckx (Belgien)
Natur – Will Burrad-Lucas (Großbritannien)
Porträt – George Mayer (Russland)
Sport – Yuan Peng (China)
Stillleben – Henry Agudelo (Kolumbien)
Alle
Arbeiten wurden anonymisiert und dann erst von einer unabhängigen Jury
bewertet. Die besten Bilder der Offenen Kategorien wurde bereits am 28.
März 2017 bekanntgegeben.
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