Elbphilharmonie mit dem Jerusalem Symphony Orchestra - Steven Sloane und Elisabeth Leonskaja

Dies war auch mein erstes Mal in der Elbphilharmonie.

 


Deutschlands bekanntestes Konzerthaus, und vermutlich auch das teuerste.

Doch ich kann sagen, wirklich jeder Cent hat sich hier gelohnt uns spiegelt sich auch wieder.
 


 

Die Architektur kann sich sehen lassen.... außen Backstein, Metall, beschichtetes Glas und Wellen, ein Spiegel der Hamburger Speicherstadt und des Hafens, innen ein intelligent verschachtelter Begegnungsplatz, der an das Londoner BFI erinnert. Der Konzertsaal selbst könnte auch Guggenheim im Namen tragen. 
 


 
Ein runder Saal, mit Holzböden und gehauen wirkendem Beton, in dem die Sitzplätze direkt zur Loge gestaltet wurden. Optisch interessant, akkustisch perfekt ausgeklügelt. Die Bühne in der Mitte, das Publikum rund herum.

Steven Sloane, scheidender Dirigent des Bochumer Symphonie Orchesters, steht nun dem Jerusalem Symphony Orchestra vor. Mit seinem neuen Orchester besucht er Deutschland und ist in einigen wenigen Städten zu Gast.
Anlass sind auch die diesjährigen Feierlichkeiten zu 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland. Eine gewachsene Gemeinschaft, die im zweiten Weltkrieg einen erheblichen Dämpfer erhalten hat. Doch die Kunst schafft es, wie kein Zweiter, wieder zu verbinden und aus Schrecken Schönes zu schaffen.
1936 wurde das Jerusalem Symphony Orchestra von Emigranten aus Deutschland gegründet und ist führendes Orchester im jüdischen Rundfunk. Mit dem Orchester reist auch Klavierlegende Elisabeth Leonskaja. 
Zusammen werden Werke von Noam Sheriff, Beethoven und Strawinsky gespielt.
 
Marcus Witte / Elbphilharmonie

 

Und so verbindend, wie die Anlässe dieses Konzertes sind, so wurde auch die Stückauswahl gehalten. 
"Akeda" von Noam Sheriff begrüßt das Publikum und stimmt das Ohr beschwingt auf das Konzert ein.
Ich habe mich zwischendurch selbst gefragt, ob es an der langen Kukturpause lag, oder die Qualität des Ochesterstückes, dass man auch ohne vorherigen Blick in das Libretto genau versteht, worum es geht. 
Eine Untermauerung für die Kraft der Musik als Sprache.
Der Komponist und Dirigent Noam Sheriff prägte die isrealische Musikwelt ab den 50gern mit sei8ner kulturellen Selbstfindung. In Akeda bedient er sich vieler klassischer Stilmittel um die Arbeit des ehemaligen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Jitzchak Rabin zu vertonen und erzählen. Als Vermittler im Nahost-Konflikt wurde er auf einer Kundgebung 1995 ermordet. 
Natürlich ist diese Ermordung Teil des Stücks, doch nicht im mindesten zu schwer und auf die Stimmung drückend. Das Spiel der Streicher und Bläser, ernst werdend, ein geflüstertes 'pacem'. Die Sehnsucht nach Frieden vertont und verbindend.
 
Marcus Witte / Elbphilharmonie

 

Im Mittelteil dann Beethoven, am Klavier die einzigartige Elisabeth Leonskaja, die dem Publikum herrlich unprätentiös zeigte, wie schwelgend der Bonner Komponist ist.
Das vierte Klavierkonzert spielt zunächst mit den Gefühlen des Hörers und spricht jedes Herz an. Nachdem man sich im Stück fühlt ist es ein Spaß den Händen Leonskaja zu zuschauen. Ein Fest für die Sinne. Romantik pur, auf allen Ebenen. Ludwig van Beethoven halt.
Und einfach nur putzig Sloanes heitere Art, während des Leitens des Orchesters auch lächelnd den Blick von Leonskaja zu suchen. Der Dirigent freut sich mit dem Publikum.
In Hamburg gefeiert, gibt Frau Leonskaja natürlich Zugabe.
 
Daniel Dittus / Elbphilharmonie

 

Der letzte Teil des Konzerts nennt sich 'Der Feuervogel' (L'oiseau de feu) und wurde von Igor Strawinsky komponiert. Ein Stück fürs Ballett, dass die russischen Märchen aufgreift - Prinz Iwan und Kaschtschej - und die Instrumente in der Tag tanzen lässt. Ein gewichtiges Monument, das fordert. Exzellent.
 
 
Daniel Dittus / Elbphilharmonie


Viel zu schnell vorbei, dieser Abend. Das Konzert viel zu kurz. Natürlich ist man froh, dass man überhaupt wieder an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen kann. Dabei möchte ich sagen, dass die Elbphilharmonie das vorbildlich gelöst hat und alle Vorkehrungen eingehalten wurden.
Das Jerusalem Symphony Orchester zeigt an diesem Abend, mit was für einer Qualität sie aufspielen. Steven Sloane ist Steven Sloane und genau richtig. Mein Bochumer Herz weint ihm bereits nach. Und Elisabeth Leonskaja ist meines Erachtens viel zu unbekannt für ihr Können. 
 

 

Das Jerusalem Symphony Orchester spielt dieses Arrangement noch in Berlin und in Bochum - hier auch ein Sonderkonzert zusammen mit den Bochumer Symphonikern zum Wochenende hin.
 
Wie erwähnt hat die Elbphilharmonie gerade erst wieder ihre Türen geöffnet. Hier geht es zum Terminkalender:

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