James Bond - Lacrymosa?!

 

Besetzung: Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ben Whishaw, Naomie Harris,

mit Jeffrey Wright, mit Christoph Waltz und Ralph Fiennes als „M“.

In weiteren Rollen: Rory Kinnear, Ana de Armas, Dali Benssalah, David Dencik und Billy Magnussen

Drehbuch: Neal Purvis & Robert Wade und Cary Joji Fukunaga und Phoebe Waller-Bridge

Story: Neal Purvis & Robert Wade und Cary Joji Fukunaga

Regie: Cary Joji Fukunaga

Produzenten: Michael G. Wilson und Barbara Broccoli

 

KINOSTART: 30. SEPTEMBER 2021
 
 
Der neue James Bond KEINE ZEIT ZU STERBEN läuft morgen an. Gestern gab es die große Premiere in der Londoner Royal Albert Hall mit allen Stars des Films auf dem roten Teppich und großen Momenten auf der Leinwand.
 

Zusammen mit Daniel Craig freuten sich die weiteren Darsteller:innen ebenso wie das gesamte Team über die einmalige Resonanz auf das neueste spektakuläre Bond-Abenteuer: Rami Malek, Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ana de Armas, Ben Wishaw, Naomie Harris, Jeffrey Wright, Rory Kinnear, Regisseur Cary Fukunaga, die Produzent:innen Barbara Broccoli & Michael G. Wilson, Sängerin und Songwriterin Billie Eilish sowie Songwriter Finneas O’Connell, Drehbuch-Co-Autorin Phoebe Waller-Bridge, Komponist Hans Zimmer. 

 

Unter den hochkarätigen Gästen war allen voran das britische Königshaus, Prinz Charles und Herzogin Camilla sowie Prinz William und Herzogin Kate, darüber hinaus die ehemaligen Bond-Darstellerinnen Dame Judi Dench, Michelle Yeoh und Britt Ekland sowie Spice-Girl Geri Horner, Fußballer Harry Kane, die Musiker Ronan Keating, Jay Kay, Stormzy, Schauspieler Jason Momoa u.v.m.


Ab dem morgigen Donnerstag, 30. September 2021 ist es dann endlich soweit: KEINE ZEIT ZU STERBEN startet bundesweit in den deutschen Kinos!

 

Mehr als ein Jahr mussten Fans auf diese Premiere von KEINE ZEIT ZU STERBEN warten, denn die Covid-19 Pandemie machte es vorher leider unmöglich dem Film die Bühne zu bieten, die ihm natürlich gebührt. James Bond gehört auf die große Leinwand,  James Bond lebt von großen Momenten und James Bond ist einfach unvergleichlich. 

Bis jetzt.

Leider kommt diese Rezension nicht ohne Spoiler aus. Sie wird aber einen zusätzlichen Hinweis geben.

Ich muss gestehen, ich brauchte einen langen Augenblick, um diesen Film zu verarbeiten und auf mich wirken zu lassen..... denn dieser Bond ist anders. 

KEINE ZEIT ZU STERBEN

Ist der letzte Bond mit Hauptdarsteller Daniel Craig. Der Brite hat den Spion des MI6 nun zum fünften Mal verkörpert und es bleibt hier auch bei seinem letzten Einsatz.
An seiner Seite spielen Léa Seydoux, die wir bereits aus dem letzte Bond kennen, Lashana Lynch ist neu dabei, ebenso Rami Malek. Als alte Hasen kommen noch Naomi Harris als Moneypenny, Ralph Fiennes als M und Ben Wishaw als Q hinzu, auch Christoph Waltz ist in diesem Bond wieder zu sehen.

Und jetzt zur Handlung mit einigen Spoilern.

Der Anfang beginnt Bond like rasant mit einem Rückblick in die Vergangenheit von Madeleine Swann, die Fans bereits aus dem letzten Teil Spectre kennen. Der direkte Schwenk auf die Gegenwart zeigt dann das momentane Liebesglück von James und Madeleine im schönen Italien. James Bond ist im Ruhestand.
Doch sein Misstrauen und Madeleines Verbindung zu James Bond größtem Feind zwingen ihn zum Rückzug. Erneut ist er im Ruhstand, aber zugleich im Einsiedler-Exil auf Jamaika. 
Bis sein Freund von der CIA Felix ihm einen Hinweis gibt und ihn aus seinem Schneckenhaus herauslockt. 
Ehe es sich Bond versieht, ist er mehr eigenmächtig als gedrängt wieder mitten im Geschehen und kämpft sich seinen Weg ins Hauptquartier des MI6 in London.
Vieles hat sich verändert, denn seine Agentennummer wurde mit einem neuen Spion besetzt. 007 ist jetzt eine Frau und hat Migrationshintergrund. 
M ist in das Abhandenkommen einer technisch, biologischen Waffe aus einer geheimen Forschungseinrichtung mitten in London verwickelt. 
Und schon ist diese Waffe und Bonds alter Feind mit im Boot.

Ich stoppe hier, denn ich will nicht zu sehr spoilern. Dies muss ich allerdings in meiner Rezension nun tun.

James Bond KEINE ZEIT ZU STERBEN ist genauso hochwertig produziert und mit Liebe zum Detail gefilmt wie seine Vorgänger. Ein tolles Bild, toller Sound, tolle Locations, es sieht nach einem Fest für die Augen aus. 
Dem eingefleischten James Bond Fan werden allerlei Bonbons hingezaubert, wie zum Beispiel der Oldtimer Astin Martin mit der Schussanlage in den Scheinwerfern, es gibt eine Insel mit Militäranlage darauf, inklusive Raketensilos im Teich versteckt, es gibt einen Starfighter der unter Wasser zum U-Boot wird, es ist alles dabei. Sogar der Name des Bösewichts ist typisch Bond: Lyutsifer Safin.
Köstlich.

Leider ist die Inzenierung von Regisseur Cary Foji Fukunaga nicht ausgegohren und schafft es nicht, die kleinen Spannungsmomente durch den ganzen Film zu bringen und die Schauspieler glänzen zu lassen. Gewollte epische Bilder sind zu gewollt, genauso wie die zeitgenössischen Gesellschaftsdropings, dabei fühlt sich der Film an, als ob er mit angezogener Handbremse fahren würde und gipfelt dann in etwas, auf das sich jeder Bond Fan erst einmal einstellen muss. 
Schon mit dem ersten Daniel Craig Bond CASINO ROYAL wurden viele Bond Eigenschaften geschliffen und das Screenplay deutlich verändert, es war ein schwieriger Einstieg in die Spionagewelt.
Mit den folgenden Filmen konnte Daniel aber überzeugen, auch wenn die Mission Impossible Reihe die Bond Filme in Handlung und Spannung überholten und die James Bond Reihe plötzlich mehr ein guter Actionfilm war, als toller Bond. 
Mit KEINE ZEIT ZU STERBEN wird James Bond nicht nur plötzlich total vermenschlicht, mit Frau und Kind in den Ruhestand, will aber trotzdem überspitzter Spion sein, und mit seiner lässigen Art kurz die Welt retten und sich selbst opfern.
Dabei weiß der Zuschauer nicht, ob es gewollt so O-beinig inzensiert ist, ob sich das normale Leben James Bond aufdrücken will oder umgekehrt.
Schwierig ist es auch für Einsteiger. Wer die vier anderen James Bond mit Daniel Craig nicht kennt, versteht die Handlung gar nicht mehr, wer Spectre zu lange nicht gesehen hat, hat erstmal Mühen, am besten ist es, wenn man direkt alle fünf Filme hintereinander guckt. Und damit ist diese komplette Bond Reihe einen Trend mitgegangen, den alle Filmreihen ja neuerdings machen müssen, und den Bond vorher nicht gebraucht hat. Die Saga und Fortsetzung. 
Selbst wenn James Bond der Handlung wegen auf alte bekannte getroffen ist, wurde es immer innerhalb eines Filmes geklärt. Aber mittlerweile bekommen alle großen Blockbuster direkt Verknüpfungen und Telenovelas, also auch James Bond. 
Der neue Spion auf Bonds Platz ist Lashana Lynch und macht klar eine tolle Figur als Spion, aber alle Helden und Idole müssen jetzt mit Frauen besetzt werden?!?! Ich bin selber eine Frau und Feministin, aber James Bond lebte immer davon ein windiger Macho zu sein, der für Krone und Vaterland alles tun darf. Film ist fiktion und darf gesellschaftunkonform sein, unbequem, und gerade deswegen ein Fest für den Zuschauer.
Keine Frage, in der Vergangenheit griff James Bond immer wieder Situationen, Themen und Konflikte in der Gesellschaft auf und bediente sich dieser mit einem Augenzwinkern, aber in KEINE ZEIT ZU STERBEN ist es genauso vorhersehbar und mittlerweile ausgelutscht, wie Qs Erwähnung, dass er Herrenbesuch erwartet. 
Dabei stoßen sich diese Momente von dem Handlungstempi und des Pathos ab. 
Es gibt ruhige Handlungssequenzen, ohne Spannungsaufbau. Der Zuschauer wird einfach da sitzen gelassen. Dann kommt es zur Actionsequenz, die wieder zwischen vorhersehbar und süffig schwimmt, aber mitreißen kann, doch viel zu schnell vorbei ist und mit einer weiteren ermüdenden Sequenz zu buche schlägt. Hauptsächlich besteht der Film aus Closeups, Standbildern und Stilleben, die dann lieblos aneinander gereiht werden und in früheren Bonds mehr Leben und mehr Charme hatten. Einige dieser Closeups erinnern an amerikanische Filme, in denen dann die Fahne geschwenkt wird.

Das Ende des Films ist..... ja..... was soll man dazu sagen. 
Auf der einen Seite ein Widerspruch und Anlass zur Spekulation, auf der anderen Seite könnte es wirklich das Fandom Bond zerstören.

Und man fragt sich, liegen einigen Wendungen an der Covid Pandemie und den politischen Unruhen in den USA. Wurde der Film deswegen vielleicht ungeschnitten und ist deswegen so unfertig.
Hatte man in der langen Wartezeit nicht etwas mehr aus dem Material herausholen können?
Oder soll der Film tatsächlich so ein und ist bewusster Schwanengesang?

Versteht mich nicht falsch. Ich bin weder gegen Veränderung und Weiterentwicklung, noch bin ich für den Männlichkeitswahn oder verstaubt. Ich kritisiere Filme ungern so harsch. 
Aber, James Bond war immer ein, kein Held, aber ein cooler Typ der natürlich Klischees bediente und dabei eine gute Figur machte.
Wie gesagt, ich habe keinerlei Vorurteile, aber James Bond und die Welt in der er spielte war eine Welt voller Vorurteile. Diese hat James Bond vielfach selbst aufs Korn genommen und mit ihnen gespielt. 
Jeder weiß doch, das James ein versoffener, verlotterter alter Sack ist, der wahllos Leute vermöbelt oder umbringt, in Luxus durch die Welt gondelt und unzerstörbar ist. James Bond war immer gewollt unrealistisch. 
Die Aspekte sind zwar in KEINE ZEIT ZU STERBEN  vorhanden, aber wie gesagt, der Funke schlägt nur kurz oder gar nicht über. Natürlich ist eine Afroenglische weibliche 007 toll, die mit ihren Reizen zu spielen weiß, aber die Rolle hätte man dann noch mehr ausbauen müssen, als sie nur im Design Outfit im MI6 stehen zu lassen und sie dann zum Sidekick zu degradieren. Das Kompetenzgerangel wurde so sanft wie möglich ausgetragen. Auch wenn sie die mögliche Nachfolgerin ist, hätte man hier viel mehr machen können. 
Nichtmal Christoph Waltz schafft es, seine 5 Minuten Leinwand für sich optimal zu lüften, und wir wissen, dass er es kann. Der Bösewicht ist fast so schön aufgebaut, wie in alten James Bonds, aber dann so zurückhaltend wie ein Kätzchen. Rami Malek schafft es einfach nicht, die Spannung nur durch seinen Blick aufzubauen. 
Musste James hier ein Ende finden, weil der Echte James Bond - Christopher Lee - von uns gegangen ist und der Hüter des Films nicht mehr da ist?
Schade, wirklich schade. 
Denn wenn man das Fandom schon so schocken wollte, hätte man viel bessere Momente schaffen können. Wenn man sich vor einem halben Jahrhundert Agententhriller verneigen wollte, hätte man es stilvoller gemusst.


Ich bin jetzt gespannt, auf eure Eindrücke und Stimmungen nach dem Film und würde mich über zahlreiche Kommentare freuen.

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